Konzept der Aufbauklasse

Vorbemerkung

Die Aufbauklasse an der Von-Pelkhoven-Schule besteht seit dem Schuljahr 1992/93.
Sie ist notwendig, da die Probleme der im Antonia-Werr-Zentrum (AWZ) aufgenommenen Schülerinnen immer gravierender werden. Die emotionalen und sozialen Probleme in Verbindung mit den sekundären Lernstörungen sind in den herkömmlichen Klassen der Schule zur Erziehungshilfe (Hauptschule – HS, Schule zur Lernförderung – LF, Berufsschule – BS) häufig nicht mehr lösbar.
Mit der Aufbauklasse verfügt die Von-Pelkhoven-Schule über ein Konzept, mit dem individuell dem jeweiligen sonderpädagogischen Förderbedarf Rechnung getragen werden kann.

1. Zielstellung

Das Konzept der Aufbauklasse beinhaltet fünf Hauptzielstellungen, die jeweils andere Vorgehensweisen, Inhalte und Schwerpunkte verlangen:

  • Gewährleistung der Beschulung, wenn eine Beschulung in einer Regelklasse nicht möglich ist
  • Integration bzw. Reintegration in eine Regelklasse
  • Ausbildungs- und Berufsfähigkeit, v.a. für Schülerinnen aus Abschlussklassen der HS bzw. der LF. Die praktische Arbeit hat hier einen besonders hohen Stellenwert.
  • Clearing und Screening (Jahrgangsstufenbezogene Abklärung der Schulleistungen in den Kernfächern, sowie Abklärung der angemessenen Schullaufbahn)
  • Beschulung und Clearing für Mädchen aus der Inobhutnahme, soweit zeitlich möglich.
2. Klientel
  • Schülerinnen, die bei der Aufnahme ins AWZ auf Grund ihrer Vorgeschichte noch nicht in eine Klasse oder Ausbildungsgruppe integrierbar sind (z.B. stark belastende Erlebnisse, monate- bzw. jahrelanges Streunen, zu große Lern- bzw. Stofflücken, psychische Probleme)
  • Schülerinnen, die aus der Regelklasse für kurze oder längere Zeit herausgenommen werden müssen, da auf Grund von Verweigerungen, aggressiven Ausbrüchen usw. in der Klasse eine nicht zu bewältigende Situation entstanden ist (Kriseninterventionsmaßnahme)
  • Schülerinnen, die sich in psychiatrischer Behandlung befinden oder befanden und auf Grund ihrer psychischen Situation einer besonderen Beschulung bedürfen
  • Schülerinnen, aus Abschlussklassen, die große Defizite im Arbeitsverhalten und einer realistischen Lebensplanung haben, welche in Schule herkömmlicher Art nicht aufgearbeitet werden können
  • Schülerinnen, die sich für längere Zeit in der Inobhutnahme des AWZ befinden

3. Methodisches Vorgehen und Ziele

  • Bei der Zielstellung Integration in eine Regelklasse unserer Schule erfolgt in den meisten Fällen eine stufenweise Ausweitung der Teilnahme am Klassenunterricht.
  • Die Gewichtung der Inhalte richtet sich nach dem Ziel und dem jeweiligen Förderbedarf der Schülerin.
  • Zur Erreichung des Ziels der Ausbildungs- und Berufsfähigkeit finden häufig Praktika in hauseigenen Betrieben und in Betrieben der Umgebung unter intensiver Begleitung statt.
Unterrichtliche Arbeit:
  • Lernstoffvermittlung und Motivationsaufbau durch gezieltes Eingehen auf spezifische Probleme und optimale Anpassung der Lernziele und Methoden im Einzel- oder Kleingruppenunterricht
  • Schließen von Wissenslücken in den Kernfächern
Ergotherapeutische Arbeit:
  • Förderung des problemlösenden und planerischen Denkens und Handelns, sowie der Selbständigkeit
  • Automatisierung von Handlungsabläufen sowie der Strukturierung und Organisation der Arbeit
  • Steigerung der Konzentration sowie der Aus- und Verweildauer
  • Steigerung des Selbstvertrauens und der Motivation
Heilpädagogische Arbeit:
  • Soziales Lernen in Einzel- und Kleingruppenarbeit über intensive Beziehungsgestaltung
  • Verbesserung der Selbststeuerungsfähigkeit und des konstruktiven Umgangs mit Aggressionen
  • Erhöhung der Aufmerksamkeitsdauer und -intensität (Aufmerksamkeitstraining)
  • Hilfestellung bei Teilleistungsschwächen

4. Organisation der Aufbauklasse

Personal

Das Aufbauklassenteam setzt sich aus einem Sonderschullehrer, einer Ergotherapeutin und einer Heil- und Sozialpädagogin zusammen.

Räume

Für die Arbeit stehen drei separate Räume in einem eigenen Trakt des Schulgebäudes zur Verfügung. Andere Fachräume wie Computerraum, Gymnastikraum, Turnhalle und Werk- raum können ebenfalls genutzt werden.

Sachmittel

Neben den allgemein zur Verfügung stehenden Lehrmitteln werden spezielle Unterrichtsmaterialien und Verstärker eingesetzt. Dadurch fallen zusätzliche Kosten an.

Unterrichtsform

In der Aufbauklasse wird im Einzelunterricht bzw. in Kleinstgruppen gearbeitet.

Beschulungsdauer

Die Beschulungsdauer der Schülerinnen in der Aufbauklasse kann zwischen einer Woche und z. T. einem Jahr liegen.

Aufnahme

Über die Aufnahme entscheidet das Aufnahmeteam des AWZ (Erziehungsleitung, Schulleitung, Fachdienstleitung), bei Kriseninterventionen die Schulleitung in Absprache mit der Erziehungsleitung.

Erziehungsplanung

Um die Arbeit im Aufbauklassenteam zu planen, zu koordinieren, zu reflektieren und in die gesamte Erziehungsarbeit im AWZ zu integrieren, findet wöchentlich ein Beratungsgespräch des Aufbauklassenteams mit dem psychologischen Fachdienst des AWZ statt.
Bei Bedarf und in Absprache mit der Erziehungsleitung nimmt ein Mitglied des Aufbauklassenteams am wöchentlichen Beratungsgespräch der pädagogischen Fachkräfte der Wohngruppe teil.
Eine Lehrkraft des Aufbauklassenteams nimmt am Hilfeplangespräch teil.

Zielsetzung und Reflexion mit der Schülerin

Etwa einmal pro Monat findet das Aufbauklassengespräch statt, an dem die jeweilige Schülerin, eine pädagogische Fachkraft aus der Wohngruppe, das Aufbauklassenteam und die Schulleitung teilnimmt. Darin werden die Erfolge und Probleme des zurückliegenden Monats, anzustrebende (Zwischen-)Ziele und erforderliche Schritte festgelegt bzw. modifiziert.

5. Kosten

Die Aufbauklasse ist eine reguläre Klasse der Von-Pelkhoven-Schule. Somit ist die Finanzierung des Personal- und Sachaufwands gesichert.
Der notwendige zusätzlichen Kostenaufwand (z.B. Werk- und Arbeitsmaterialien, Verstärker, Fahrten etc.) wird aus Mitteln des Förderkreises finanziert.

6. Einschätzung der bisherigen Arbeit

Die Notwendigkeit der Aufbauklasse mit ihrem spezifischen Ansatz hat sich bestätigt. Schülerinnen, deren Schullaufbahn meist nur von Misserfolgen geprägt war, haben Fortschritte im Lernen und in der Persönlichkeitsentwicklung gemacht.
Die Schülerinnen bekamen eine klare Einsicht in die eigene Problematik, aber auch mehr Selbstvertrauen in ihre eigene Leistungsfähigkeit. Sie konnten damit eigene Ziele für sich entwickeln und Schritte der Umsetzung gehen.
Förderlich ist, dass die betroffenen Schülerinnen in Planungen und Entscheidungen mit einbezogen werden.
Günstig wirkt sich die enge Zusammenarbeit mit den pädagogischen Fachkräften der Wohn-gruppen aus, da dadurch Konsequenz und eine einheitliche Erziehung gewährleistet ist.

7. Ausblick

Nach unseren bisherigen Erfahrungen ist auch für die Zukunft ein offenes und flexibles Konzept wichtig, in dem auf individuelle Bedürfnisse und Notwendigkeiten der künftigen Schülerinnen eingegangen werden kann.

Stand November 2004